Der Pessach-Seder war ein jährliches privates Abendessen, das während der Präsidentschaft von Barack Obama anlässlich des jüdischen Pessach-Festes im Weißen Haus stattfand. Dazu lud Obama seit 2009 seine Familie, Mitarbeiter, Freunde und deren Familien ein.
Wie kommt ein afroamerikanischer Christ dazu, ein jüdisches Fest zu feiern?
Die Juden waren Sklaven in Ägypten (2. Buch Mose):
„Da setzte man Fronvögte über es [das Volk der Israeliten] ein, um es durch schwere Arbeit unter Druck zu setzen. Es musste für den Pharao die Städte Pitom und Ramses als Vorratslager bauen [...]
Die Ägypter gingen hart gegen die Israeliten vor und machten sie zu Sklaven. Sie machten ihnen das Leben schwer durch harte Arbeit mit Lehm und Ziegeln und durch alle möglichen Arbeiten auf den Feldern. So wurden die Israeliten zu harter Sklavenarbeit gezwungen [...]
An diesem Tag [anlässlich des Pessach-Festes] erzähl deinem Sohn: Das geschieht für das, was der HERR an mir getan hat, als ich aus Ägypten auszog. […]
Denn mit starker Hand hat dich der HERR aus Ägypten [in die Freiheit] herausgeführt. Bewahre diese Satzung, Jahr für Jahr, zur festgesetzten Zeit!“ (Einheitsübersetzung)
In der Haggada wird die Geschichte des Auszugs der Juden aus Ägypten erzählt. Sie ist gleichzeitig die Handlungsanweisung für den Ablauf des Seder-Abends. Seder ist das hebräische Wort für »Ordnung«, das als Kurzbezeichnung für den Sederabend verwendet wird. Die Illustrationen in der Haggada beziehen sich oft auf zeitgenössische Ereignisse. So zeigt die Abbildung aus der Barcelona-Haggada (14. Jahrhundert) Juden, die unter muslimischer Aufsicht als Bauarbeiter schuften.
Schließlich führt Gott die Juden in die Freiheit. Das ist der zentrale Gedanke des Pessach-Festes: an die Befreiung aus der Sklaverei zu erinnern. Deshalb feierten und feiern Juden Pessach unter allen Umständen: ob im Mittelalter, als Juden häufig verfolgt wurden, oder während der NS-Zeit unter Lebensgefahr in Konzentrationslagern.
Die Erinnerungen an die Befreiung der Juden und die Sklaverei (und die bis heute anhaltende Diskriminierung) der Schwarzen bildete und bildet die Brücke zwischen den Juden und der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung. In seiner berühmten Rede beim Marsch auf Washington am 28. August 1963 erklärte Martin Luther King:
"Ich habe einen Traum, dass eines Tages auf den roten Hügeln von Georgia die Söhne früherer Sklaven und die Söhne früherer Sklavenhalter miteinander am Tisch der Brüderlichkeit sitzen können… Ich habe heute einen Traum!"
Martin Luther King wurde am 4. April 1968 ermordet. Angeblich hatte er sich noch am Abend davor mit der Pessach-Geschichte beschäftigt. 1969, am ersten Jahrestag von Kings Tod, versammelten sich 800 Menschen im Keller des Lincoln Temple, einer schwarzen Kirche in Washington, D.C. Dort hielten Juden und Christen, Rabbiner und Geistliche, Schwarze und Weiße einen Freiheitsseder ab.
Barack Obama betonte In seiner Rede im März 2013 vor Studenten in Jerusalem die universelle Bedeutung von Pessach. Auch begründete er in dieser Rede, weshalb er die Pessach-Feier in das Weiße Haus einführte:
„Es ist eine Geschichte von jahrhundertelanger Sklaverei und jahrelanger Wüstenwanderung; eine Geschichte von Beharrlichkeit inmitten von Verfolgung und dem Glauben an Gott und die Tora. Es ist eine Geschichte über das Finden der Freiheit im eigenen Land. Und für das jüdische Volk ist diese Geschichte von zentraler Bedeutung für das, was es geworden ist. Aber es ist auch eine Geschichte, die die universelle menschliche Erfahrung in sich birgt, mit all ihrem Leid, aber auch mit all ihrer Erlösung.
Sie ist Teil der drei großen Religionen - Judentum, Christentum und Islam -, die ihre Ursprünge auf Abraham zurückführen und Jerusalem als heilig betrachten. Und es ist eine Geschichte, die Gemeinschaften auf der ganzen Welt inspiriert hat, auch mich und meine amerikanischen Mitbürger.“
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