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AutorenbildKai Lautenschläger

Rede von André Lang zur Großdemonstration „Wir sind die Brandmauer Dresden“, 3. Feb 2024

Sehr geehrte Teilnehmerinnen und Teilnehmer der heutigen Großdemonstration,


im Namen der Jüdischen Gemeinden Dresdens wünsche ich Ihnen ein herzliches Schabbat Shalom.


Bei mir sind heute Rabbiner Akiva Weingarten von der Jüdischen Kultusgemeinde und Wolfram Nagel von der Jüdischen Gemeinde zu Dresden.


Wir, die Jüdinnen und Juden, die in dieser Stadt leben, sind in großer Sorge. Seit vielen Jahren wächst Antisemitismus, Rechtsextremismus und Rassismus in Sachsen. Seit dem barbarischen Angriff der Hamas in Israel auf unschuldige Frauen, Kinder und alte Menschen erleben wir eine neue Welle des Antisemitismus. Lassen Sie mich kurz daran erinnern, was vor 90 Jahren auch in Dresden geschah:


Im Wahlkreis Dresden - Bautzen stimmten bei der Reichstagswahl 1933 43,6 % der Sachsen für die NSDAP.


Und heute?

Bei der letzten Bundestagswahl erreichte die AfD in Sachsen einen Stimmenanteil von 24,6 %. Für die Landtagswahl in diesem Jahr sehen Wählerumfragen die AfD mit 35 % bereits als stärkste Partei vor der CDU.


Fotos von der Veranstaltung
Rabbiner Akiva Weingarten mit dem katholischen Bischof und dem evangelischen Bischof, © JKD (2024)

Da marschiert PEGIDA mit Unterstützung der AfD, der FREIEN Sachsen, der Reichsbürger und sogenannter Querdenker bereits das 9. Jahr durch Dresden.

Da konnte der als rechtsextrem eingestufte Neonazi Höcke, Ende letzten Jahres auf dem Dresdner Schloßplatz seine Hetze verbreiten.


Da war es erst vor 3 Monaten möglich, dass unter den Augen der Polizei und der Dresdner Versammlungsbehörde, ein Transparent durch Dresden getragen wurde, auf dem zum Mob gegen demokratisch gewählte Politiker aufgerufen wurde. Unter der Parole „Schuldig des Volks- und Vaterlandsverrat!“ wurden Fotos von Politikern in Sträflingskleidung gezeigt. Darunter auch die des sächsischen Ministerpräsidenten Kretschmer und seiner Minister Köpping und Schuster. Es gab - auch in Dresden - nach dem Überfall der Hamas am 7. Oktober Demonstrationen mit antisemitischen Rufen.


Ja, wo leben wir denn? Was hat das alles noch mit Demokratie und Meinungsfreiheit zu tun?


Wir wissen, dass auch nicht jeder, der AfD wählt, ein Nazi ist. Aber wer diesen braunen Rattenfängern hinterherläuft und seine Stimme gibt, der macht Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus wieder „salonfähig“.


Diesen Rechtsextremen, die Dresden bereits zu ihrer Hauptstadt der Bewegung erklärt haben, müssen wir gemeinsam entschieden und entschlossen entgegentreten.

Auch deshalb und damit die Gräueltaten an den Opfern des Nationalsozialismus nie in Vergessenheit geraten und sich nie wiederholen, brauchen wir gemeinsam eine starke Zivilgesellschaft, eine breite Bewegung „Gemeinsam gegen Rechts“.


Als Angehörige der zweiten Generation, als Jüdinnen und Juden, die den Holocaust überlebt haben, wollen wir, dass sich das Schicksal der Millionen politisch und rassistisch Verfolgten und Ermordeten, zu denen auch unsere Familien gehörten, nie wiederholt.

Nie wieder ist jetzt!

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